Trübsbach- Briefe

Es liegen 2 Brieffragmente vom 25.11.20 vor
(leider wurden da Marken ausgeschnitten, aber darauf kommt es hier nicht an).
Beide haben als Aufgabestempel den Schalterstempel ZOPPOT/*b* und einen R-Zettel-Aufbrauch von Kokoschken (lag westlich direkt hinter der Grenze im Korridor).
So sehen grundsätzlich also korrekte Einschreib-Briefe an diesem Tag aus:

Im Gegensatz dazu ein Trübsbach-Brief vom gleichen Tag. Man wollte offensichtlich "schöne" Belege produzieren, hat dazu die neuwertigen Stempel ZOPPOT/c oder ZOPPOT/f benutzt, dazu einen "sauberen" R-Zettel (der dann auch noch ganz unüblicherweise zusätzlich gestempelt wurde).

Ergebnis: Üble Mache (= Fälschung).

Das führt zur Frage, wie diese Briefe wohl entstanden sind.
Wir waren alle nicht dabei, können also nur Rückschlüsse ziehen:

1) Die Umschläge

Trübsbach hat nicht nur Briefe von Danzig herstellen lassen (auch von Bayern, Saar, Memel ...).
Was auffällt, daß die Briefe, obwohl sie aus verschiedenen Gebieten stammen, ein einheitliches Format haben.
Somit ergibt sich, daß diese von Trübsbach geliefert wurden.

2) Die Frankatur

Trübsbach war nicht in Danzig und hat die Marken bei der Post gekauft, das war (jedenfalls für Außenstehende) zumindest bei diversen Ausgaben nämlich unmöglich.
Was einerseits Trübsbach überreichlich zur Verfügung stand, da kamen andere nicht dran.
Es gibt es eine Meldung, daß es nicht einmal dem Zoppoter Postdirektor möglich war, solche Marken zu besorgen.
(Quelle: Deininger/Postgeschichte der Freien Stadt Danzig, Seite 15).
Wer kam dann in Frage? Auch dazu gibt es einen Hinweis.
Es gab eine Firma, die sich selbst von seltensten Ausgaben ganze Pakete sichern konnte.
Diese Firma wurde mal benannt als Mia Keil in Danzig-Langfuhr. Die Inhaberin wurde zitiert mit dem Spruch "Die O.P.D. bin ich!"
(Quelle: Sammler-Rundschau Nr.21/22 vom November 1923, wiedergegeben in Nr.989 der Arge Danzig)

3) Die Produktion selbst

Es ist doch gar nicht so lange her, daß es noch die klassischen Postämter gab, wenn jemand dann zum Paketschalter ging, um dort einen Einschreibbrief aufzugeben, wurde er zu den anderen Schaltern verwiesen. Begründung ganz einfach, ein Paketschalter hatte keine Einschreibzettel.
Der Stempel ZOPPOT/*c* war aber der Stempel des Paketschalters und hat daher auf Einschreibbriefen nichts zu suchen.
Der Stempel ZOPPOT/*f* war offensichtlich ein Innnendienststempel, es konnte bisher nicht geklärt werden, wozu der offiziell verwendet wurde.

4)Der weitere Weg

Da sind zwei Möglichkeiten denkbar.
Wer laut tönt, die Post von Danzig zu sein, hat auch keine Probleme, in die Postorganisation einzugreifen und den Weitertransport der so produzierten Briefe zu veranlassen.
Entweder sie wurden direkt in Zoppot eingeschleust.
Die andere Variante: Es wurden ja größere Mengen gefertigt, da lag es doch nahe, diese zusammen (in einem Sammelumschlag als "Postsache") direkt an die Devisenkontrollstelle im Reichsgebiet zu schicken.
Da diese Briefe ohne Inhalt waren, entfiel ein Öffnen und der Wiederverschluß mit dem Hinweiszettel.
Von dort ging es weiter nach Chemnitz, um dort einen Ankunftstempel zu erhalten (ausreichend frankiert waren sie ja).

Und da werden auch lose Marken mit zeitgleichen Zoppoter Stempeln als "echt" geprüft, weil es ja diese "einwandfreien" Trübsbach-Briefe gibt.