Feindstaat Japan

1897 wurden 2 Missionare in Shantung ermordet, daraufhin
erschien am 14.11.97 ein deutsches Kreuzergeschwader vor
Tsingtau und 700 Seesoldaten besetzten kampflos den Ort.
Nach Unterzeichnung eines Pachtvertrages am 6.3.98 gab es
offiziell ab 27.4.98 das Schutzgebiet Kiautschou, Deutschland
hatte damit eine weitere Kolonie.
Schon am 26.1.98 gab es eine Postanstalt in Tsingtau, die aber
bis zum Pachtvertrag noch die Bezeichnung "Marinefeldpost"
tragen mußte.
Auch in den Folgetagen bis zum 12.3.98 wurde das nicht
geändert. Hier ein Beleg aus dieser Frühzeit:

Aus der Sammlung

Aus der Sammlung

Zwei Dinge sind bei diesem R-Brief aus Kassel
bemerkenswert, erstens trägt er das Letzttags-Datum dieses
Stempels als Ankunftstempel. Zweitens, der Absender hat
offensichtlich etwas verlangt, was die Post nicht erfüllen
wollte. Sie hat nach Kenntnis des Inhalts den Brief mit
Vignetten "Kaiserlich Deutsche Postagentur" wieder
verschlossen und "Annahme verweigert" zurückgehen lassen.

1914 brach der Weltkrieg aus. Am 16.8.14 verlangte Japan
mit einem Ultimatum die Übergabe des Gebietes.

Aus der Sammlung

Der Gouverneur ist darauf nicht eingegangen.

Aus der Sammlung

Die militärische Lage sah allerdings nicht rosig aus, 4000
deutschen Kämpfern standen 30000 angreifende Japaner
gegenüber, Nachschub gab es auch keinen, bis zum 9.11.14
hat man sich gehalten. Artillerie-Munition war dann
verschossen, die Geschütze wurden gesprengt.
Am 6.11.14 hat der Marineflieger Plüschow sich als letzter mit
seiner Maschine nach China absetzen können:

Aus der Sammlung

Ihm sollte es sogar gelingen, auf abenteuerliche Weise noch
während des Krieges nach Deutschland zurückzugelangen.
Die restliche Besatzung kam in Kriegsgefangenschaft und
wurde auf verschiedene Lager in Japan verteilt:

Aus der Sammlung

Erst nach Beendigung des Weltkrieges wurden diese
Gefangenen per Schiff über Wilhelmshaven, Bremerhaven
und Hamburg zurückgebracht. Die Heimkehrer erhielten
Karten, um Grüße zu versenden und ihre Rückkehr zu
avisieren:

Aus der Sammlung

Fast nie steht allerdings darauf, woher diese Entlassenen
kamen. Diese Karte kann nicht von einem Japan-Heimkehrer
sein, denn deren Ankunft war erst ab Februar 1920.

1918, am 11.11. war der Weltkrieg mit dem Waffenstillstand beendet.
Ab 25.4.19 tagte man in Versailles, es wurde ein
Friedensvertrag "verhandelt". Die Post der deutschen
Delegation war gebührenfrei und lief über das
Kabinettspostamt in Berlin:

Aus der Sammlung

Der Versailles-"Vertrag" wurde am 28.6.19 unterschrieben.
Schon vorher hatte ein Saarbrücker die Idee, seinem alten
Brieffreund in Japan nach Jahren mal wieder eine Nachricht
zukommen zu lassen. Nur, Japan war immer noch Feindstaat,
von Deutschland aus ging das nicht.
Also begab er sich nach Sarreguemines (Saargemünd) ins
wieder französisch gewordene Lothringen und schickte diese
Karte:

Aus der Sammlung

Aus der Sammlung

Wegen der unsicheren Zukunft vorderseitig mit der
Absenderangabe "Saarlerisiken / Viktoria" (!, rückseitig ist
die korrekte Adresse). Der Ankunftstempel und die
japanischen Zeichen zeigen, daß diese Karte tatsächlich in
Japan war. Nur war der Adressat nicht auffindbar und somit
ging das dann wieder zurück. Mit "Saarlerisiken" konnte die
Post jedenfalls nichts anfangen, jemand hat noch "elsace"
daneben geschrieben, der weitere Weg ist nicht mehr
nachweisbar ... aber toll, daß dieses Zeitdokument überlebt
hat.